Der Seher - Installative Performance
"Der Seher" entfaltet ein lebendiges Gefüge, in dem Mensch, Natur und Kunst ineinander verwoben sind. Ohne Bewertung oder Vorannahmen entsteht ein Fluss der Erkenntnis, der die Schönheit und die Herausforderungen des Anthropozäns anklingen lässt.
Die Natur auf der Bühne wird nicht nur als Kulisse, sondern als lebendiger Ausdruck einer gemeinsamen Existenz wahrgenommen - ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ausdrucksformen, ohne die Notwendigkeit einer festen Struktur. Die simultane Zeitstruktur wird als Moment des reinen Seins erlebt, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander verschmelzen. Die Inklusion des Zuschauers schafft einen offenen Raum, der ohne Grenzen zwischen Akteuren und Publikum existiert. Hier entsteht ein Gewahrsein von Vielschichtigkeit und Offenheit, frei von Urteilen oder Interpretationen. "Der Seher" ist ein Spiegel, der die Essenz des Augenblicks reflektiert, ohne in die Falle von Konzepten oder Erklärungen zu geraten. Es ist eine künstlerische Erfahrung, die in ihrer Rohheit und Unmittelbarkeit das reine Gewahrsein der Komplexität und Schönheit des Lebens offenbart. "Ein Bewusstsein, das auf Schau beruht, das Bewusstsein des Sehers, stellt eine mächtigere Quelle des Wissens dar als das des Denkers. Die Wahrnehmungskraft aus der inneren Schau ist größer und direkter als die Wahrnehmungskraft aus dem Denken. Sie ist ein spiritueller Sinn, der etwas von der Substanz der Wahrheit erfasst und nicht nur ihr Abbild."
"Wenn das Übermentale herabkommt, wird sich der Herrschaftstrieb des Ich-Sinnes, der sich immer in den Mittelpunkt stellt, gänzlich unterordnen, in der Weite des Seins verlieren und schließlich ganz abgelegt werden. Ein weites kosmisches Schauen, das Gefühl eines grenzenlosen All-Selbstes und ein All-Streben sind an seine Stelle getreten. Viele Regungen, die vorher noch egozentrisch waren, mögen zwar noch fortdauern, erscheinen aber nun als Strömungen und Wellenlinien in der kosmischen Weite ... In dieser grenzenlosen Weite kann nicht nur das Einzel-Ich, sondern jedes Gefühl von Individualität oder instrumentaler, untergeordneter Persönlichkeit gänzlich verschwinden. Das kosmische Sein, das kosmische Bewusstsein, die kosmische Wonne, das Spiel der kosmischen Kräfte ist allein übriggeblieben, und wenn nun die Wonne oder der Brennpunkt der Kraft dort gefühlt wird, wo persönliches Denken, Vitales oder Einzelkörper gewesen sind, dann wird es nicht mehr als etwas Persönliches, sondern als ein Feld der Offenbarung empfunden." Ken Wilber, Die höheren Bewusstseinsebenen in: IntegralesForum |
Eine Produktion von Der Stab / thevoLab
www.dialog.grundgang.de Eine Veranstaltung des Projektraums wundersam im kultur.lokal.fürth am Donnerstag, 3. August 2023 Prolog
Willkommen im Labor des Sehers. Erforschen Sie mit uns das Reich der geteilten Sensibilität, Wahrnehmung, Kreativität, Reflexion und Kommunikationsfähigkeit. Die Welt bietet einen unermesslichen Reichtum an Erfahrungen und Möglichkeiten. Der Seher befindet sich in einem Prozess der Reifung zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit. Erkundung Der Seher ist ein mit allen Sinnen wahrnehmendes Wesen. Er ist sich seiner Regungen und Gedanken in höchstem Maße bewusst. Er nimmt nicht nur sich selbst im Raum und sein Inneres wahr, sondern auch alle anderen Wesen. Der Raum zwischen diesen Wesen, die sich in einer gemeinsamen Aura befinden, ist erfüllt von kaum wahrnehmbaren, pulsierenden Energiequanten. In dieser hochsensiblen, feinstofflichen Atmosphäre improvisiert der Seher aus der Gegenwart heraus in die Gegenwart hinein. Er realisiert seine Gedanken, Gefühle und Handlungen im Zusammenspiel mit allem, was ihm begegnet und worauf er seine Aufmerksamkeit lenkt. Tönen Der Seher ist voller Liebe, die ihn umfängt und trägt. Der Ort, von dem aus und an dem der Seher wirkt, ist ein heiliger Ort. Hier kommt das Bewusstsein des Kosmos zu sich und bleibt doch unerkannt. Wer sich in die Nähe des Sehers begibt und auf seine Gegenwart einlässt, erfährt, was es heißt, zu sich zu kommen durch das Du. Ein Reifungsprozess wird angestoßen und vielleicht sogar erlebt, bei dem man mit sich selbst unmittelbar in Berührung kommt und sich durch diese Berührung als Schöpfer seiner eigenen Wirklichkeit erfährt, die auch die Wirklichkeit der anderen ist. Man weiß nie, ob der Seher es gerade ernst meint oder ob er spielt. Er lädt die Anwesenden ein, Teil einer bestimmten Haltung zu werden. Es ist eine offene, neugierige, suchende und spielerische Haltung – in vollem Ernst und mit ganzer Hingabe. Eine Haltung mit Einfühlung, Witz und Humor. Hörprotokoll Der Seher wie die Anwesenden erfahren sich als Wesen, die an der Welt lebendig teilhaben und diese ebenso einfühlsam wie entschieden erblühen lassen können. Vielleicht erfahren sie sich auch als Wesen, die dem Ende nahe und der Hoffnungslosigkeit preisgegeben sind. Oder als Wesen, für die das alles ganz seltsam oder auch völlig normal ist. Oder beides. In jedem Fall sind sie ein Teil von etwas Numinosem, von etwas Großem, einem kosmischen Geschehen. Was auch immer der Seher bewirkt – es geschieht im Bewusstsein der Aufgehobenheit, der Freiheit und der Angstlosigkeit - und auch des Respekts. Vielleicht geschieht es gerade in den Momenten am intensivsten und am heilsamsten, in denen die Verlorenheit am größten ist und sich im Wahrgenommen-Werden ihrer Dominanz wie Unzulänglichkeit zu etwas Positivem verwandelt. Dilemma Außerhalb seines Tuns ist der Seher nichts. Er verschwindet in die Leere. Nichts dringt nach außen. Der Seher ist machtlos und übernimmt keine Kontrolle. Er ist frei von sich selbst. Er ist außer sich bei sich angekommen. Sein Interesse liegt im Augenblick und kommt aus der Ewigkeit. Er will die reine und beherzte Entfaltung der Gegenwart. Er empfängt das Geschenk der Liebe. Seine größte Kunst ist, dieses Geschenk wahrhaftig anzunehmen und zu bewahren. Epilog Ich bin frei von Angst und Gier, weil meine Liebe eine geistige ist. Ich stehe an der Schwelle zur Sphäre des Heiligen. Ich halte inne und warte auf den Ruf eintreten zu dürfen. Sobald ich Zugang erhalte, kann ich mich auflösen oder noch einmal von vorne beginnen, um Mitleid zu erfahren. Ich wähle aus Liebe die verkörperte, in Leid verstrickte Welt. Durch mein erneutes Mit-Leiden wirke ich mit an der Entfaltung einer von Liebe getragenen geistigen Welt, die seit und in Ewigkeit existiert. |