Als das Denken wieder das Fühlen lernte
Oder: Von der Rationalität intuitiv verstandener Kontraintuition
Die sich digitalisierende analoge Welt wird zunehmend kontraintuitiv bei zunehmender Relevanz der Intuition. Als denkende und fühlende Wesen stehen Menschen immer im Konflikt, wem sie mehr trauen sollten: ihren Gefühlen oder ihren Gedanken, der Natur oder der Rationalität, der Fügung oder den Zwecken. Die Sache wird erschwert dadurch, dass aus digitaler Sicht (die ja aus der Perspektive der die Daten interpretierenden Menschen letztlich immer nur eine stark abstrahierende und weltweit Daten vernetzende analoge sein kann) immer mehr Gründe vorliegen, sich gegen seine Intuition zu entscheiden, aus analoger Sicht sich das aber eher umgekehrt anfühlt. Die Perspektiven scheiden sich in zwei Lager: Die, die vorwiegend der Rationalität und die, die vorwiegend der Intuition vertrauen. Beide überschneiden, ja durchdringen sich gegenseitig und haben auf unterschiedliche Weise Recht und Unrecht zugleich. Wie ist in dieser vertrackten Situation, bei der Denken und Fühlen auseinanderdriften, die Wahrheit auszumachen?
Man sollte in der Tradition der Aufklärung doch in der Rationalität weiterhin die letztgültige Wahrheitsinstanz vermuten. Was aber, wenn Rationalität ohne Gefühl prinzipiell keinen vollständigen Anspruch auf Wahrheit haben kann? Wenn etwas zwar sachlich richtig sein mag, sich jedoch rundum falsch anfühlt? Wenn ich Bäume fälle, um Windkraft zu ernten? Oder wenn ich Bäume schütze, weil ich deren lebendig-verwobene Würde wahrnehme? Wenn ich Glyphosat verwende, um Nahrung für möglichst Viele zu produzieren? Oder wenn ich Glyphosat verbiete, um die Vielfalt des Lebens zu erhalten? Wenn ich mich spritzen lasse, um einem allgemein verstandenen Konzept von Gesundheit zu dienen und meinen gefühlten Zweifeln und Ängsten nicht nachgebe? Oder wenn ich mich nicht spritzen lasse, um meinem persönlichen Verständnis von Gesundheit zu entsprechen und dabei meine Zweifel und meine Angst im ganzen Leib spüre und ernst nehme? Was rechtfertigt meine Zweifel und meine Angst? Können diese in Zeiten der Statistik und der kontraintuitiven Verhältnisse noch Relevanz haben?
Die sich digitalisierende analoge Welt wird zunehmend kontraintuitiv bei zunehmender Relevanz der Intuition. Als denkende und fühlende Wesen stehen Menschen immer im Konflikt, wem sie mehr trauen sollten: ihren Gefühlen oder ihren Gedanken, der Natur oder der Rationalität, der Fügung oder den Zwecken. Die Sache wird erschwert dadurch, dass aus digitaler Sicht (die ja aus der Perspektive der die Daten interpretierenden Menschen letztlich immer nur eine stark abstrahierende und weltweit Daten vernetzende analoge sein kann) immer mehr Gründe vorliegen, sich gegen seine Intuition zu entscheiden, aus analoger Sicht sich das aber eher umgekehrt anfühlt. Die Perspektiven scheiden sich in zwei Lager: Die, die vorwiegend der Rationalität und die, die vorwiegend der Intuition vertrauen. Beide überschneiden, ja durchdringen sich gegenseitig und haben auf unterschiedliche Weise Recht und Unrecht zugleich. Wie ist in dieser vertrackten Situation, bei der Denken und Fühlen auseinanderdriften, die Wahrheit auszumachen?
Man sollte in der Tradition der Aufklärung doch in der Rationalität weiterhin die letztgültige Wahrheitsinstanz vermuten. Was aber, wenn Rationalität ohne Gefühl prinzipiell keinen vollständigen Anspruch auf Wahrheit haben kann? Wenn etwas zwar sachlich richtig sein mag, sich jedoch rundum falsch anfühlt? Wenn ich Bäume fälle, um Windkraft zu ernten? Oder wenn ich Bäume schütze, weil ich deren lebendig-verwobene Würde wahrnehme? Wenn ich Glyphosat verwende, um Nahrung für möglichst Viele zu produzieren? Oder wenn ich Glyphosat verbiete, um die Vielfalt des Lebens zu erhalten? Wenn ich mich spritzen lasse, um einem allgemein verstandenen Konzept von Gesundheit zu dienen und meinen gefühlten Zweifeln und Ängsten nicht nachgebe? Oder wenn ich mich nicht spritzen lasse, um meinem persönlichen Verständnis von Gesundheit zu entsprechen und dabei meine Zweifel und meine Angst im ganzen Leib spüre und ernst nehme? Was rechtfertigt meine Zweifel und meine Angst? Können diese in Zeiten der Statistik und der kontraintuitiven Verhältnisse noch Relevanz haben?
Im Zweifel liegen Gefühl und Verstand sehr nahe beieinander. Der Zweifel ist ein Motivator zur Prüfung vorliegender Sachverhalte, die gefühlt und/oder gedacht in Frage stehen. Finde den Fehler, ist sein Credo. Der Fehler in diesem Fall liegt weder im Denken noch im Fühlen allein, sondern vor allem in der Qualität der Vermittlung zwischen beiden. Wie kann das Denken dem Gefühl vertrauen und wie das Fühlen dem Denken? Wie kommen beide in Einklang, wenn unsere Gefühle angesichts einer sich zunehmend in ihrer Komplexität zu erkennen gebenden Welt sehr trügerisch sein können? Wie können Denken und Fühlen korrespondieren, wenn das im Sog der Digitalisierung erkaltende Denken den Sinn für bedeutsame und damit auch wahrheitsrelevante Wahrnehmungsqualitäten verliert?
Ich vermute, dass die allenthalben zunehmend aggressiven Stimmungen und irrationalen Tendenzen in der Gesellschaft daher rühren, dass Gefühle (d.h. individuell gespürte Manifestationen von Leben) in öffentlichen bzw. politischen (Verwaltungs-)Diskursen irrtümlicherweise nicht mehr ernst genommen werden und sich damit außerhalb rationaler Verständigung Bahn brechen (müssen). Es ist hoffentlich wünschenswert und möglich, als Mensch(heit) dabei möglichst wenig dem blinden Zufall zu überlassen - aus persönlicher wie transpersonaler Perspektive.
Weltweit entstehen neue (Lebens-)Projekte sowie Kompetenz- und Forschungsfelder, die Fühlen und Denken als gleichwertige Operatoren im Wahrnehmungs- und Wirklichkeitsraum begreifen und das Verstehen sowie die Vermittlung bzw. den Abgleich von und zwischen beiden untersuchen und wirksam werden lassen – einschließlich der Würdigung und Einbeziehung interaktiver Lernprozesse auch mit der Mehr-als-menschlichen Mitwelt (s. dazu affect studies oder Nora Batesons warm data labs).