Es gibt einen grundlegenden Fehlschluss, dem konstruktivistische Wahrnehmungstheorien unterliegen. Thomas Fuchs legt dies mit Verweis auf John Searle dar: „Verwechselt wird dabei das intentionale Objekt der Wahrnehmung – der gesehene Baum selbst – mit der Wahrnehmung als Bewusstseinsvorgang, das heißt mit meinem Sehen des Baumes, das ich mir als solches bewusst machen kann, sodass der Baum nun zum bloßen Inhalt meines Bewusstseins zu werden scheint. Unter dieser Voraussetzung kann man zu dem Fehlschluss verleitet werden, wir sähen nur Bilder von Bäumen und nicht sie selbst. Nun ist freilich mein „Sehen des Baumes“ verschieden vom Baum als solchem – schon weil ich ihn nur aus einer bestimmten Perspektive sehe; doch was ich sehe, ist gleichwohl der Baum und nicht etwa ein „gesehener Baum“. Mit anderen Worten: Es gibt keinen Stellvertreter, kein Bild des Baumes „in meinem Bewusstsein“.“´
T. Fuchs lenkt damit den Blick auf interaktive Konzeptionen der Wahrnehmung. Wahrnehmung ist hier verstanden als eine „aktive, sensomotorische und durch die Interessen der Lebewesen motivierte Erschließung der Umwelt“. … „Was ein Lebewesen wahrnimmt, ist auch abhängig von seiner Bewegung, und wie es sich bewegt, hängt ab von seinen Wahrnehmungen.“
in: Thomas Fuchs, Verteidigung des Menschen. Grundfragen einer verkörperten Anthropologie, Suhrkamp, 2022, S. 150 f.