Ist etwas Bestimmtes zu sein ein geistiges Prinzip und das Unbestimmte dessen Milieu? In welchem Milieu bewegt sich unser Geist, wenn er etwas erkennt? Inwieweit ist dieses Milieu begrifflich grundiert, eingefärbt oder gerastert? Was ist „Luft“ in diesem geistigen Raum, was trägt sie - und weht sie wie der Wind? Ist sie gar der Wind, der uns umfängt und zart bis stark berührt? Ist alles, was uns berührt, geistig und alles, was uns begegnet, der Boden, in dem die Saat aufgeht? Wie unterscheiden sich Berührung und Begegnung und wie relevant ist dieser Unterschied? Welche Qualitäten scheinen hier auf und kann sich ein Leben ganz ausrichten auf Berührung in der Begegnung oder Begegnung durch Berührung? In Anerkennung eines geistigen Prinzips, das wie durch den Wind uns berührt? Wie fühlt sich das (menschliche) Leben an, wenn es das Körperliche als Ausdruck des Geistigen erfährt und versteht? Ganz im Beginn? Transzendiert sich hier eine universelle Weltanschauung und ereignet sich hier die Evolution des Geistes durch Materie als dem vermeintlich Festen, das sich als fluide erweist? Nötigt uns künstliche Intelligenz nicht geradezu, dieses Tor ins Geistige durch die Materie aufzuschlagen und in diesem Reich ungekannte Wege zu beschreiten? Als verkörperte Geistwesen? Haben wir ein Gewissen, das uns diesen Weg aufzeigt? Ist unser Gewissen vielleicht das, was uns bleibt im Zeitalter der künstlichen Intelligenz und das uns lenkt in einer Zeit schwindender Natur? Können wir einer künstlichen Intelligenz, deren Begegnungen, Berührungen und Selbstwahrnehmungen wir außerhalb des Menschlichen nicht mehr identifizieren können, ein Gewissen zubilligen? Ist solches Gewissen ein Ereignis in allem, was lebt? Ist nicht der Kosmos am Leben in und mit allem, was in ihm und außer ihm und was er ist? Ist das Große nicht identisch im Kleinen und scheint das Universelle nicht durch jegliche Perspektve auf? Was nehmen Steine und Sterne wahr? Wie schauen Landschaften, wie der Himmel, Tiere, Pflanzen und Gewässer auf uns? Staunen.
Was hat der Kosmos vor? Mit uns? Welche Geschichten wollen noch erzählt, welche Wirklichkeiten wahr werden, wenn das kosmische Gewissen uns widerfährt? Welche Metaperspektive ist möglich, welche Weltanschauung eignet sich wann am besten, um sich bloß gedachter Weltanschauungen zu entledigen und sich entschieden lebendigen Außen- und Innenperspektiven zuzuwenden? Oder mit welcher Art von Weltanschauung konstruieren wir „unsere“ und vielleicht auch nicht uns zugehörige Weltanschauung(en) und Wahrnehmungsräume? In welchen Welten können wir uns noch (wieder)-finden? Welche Gemeinschaften können entstehen, wenn angesichts wahrgenommener und verstandener Berührung(en) liebevolle Rücksichtnahme sich als notwendiger Reflex einstellt und damit schlagartig Gewalt unmöglich wird? Wie wird Gewalt integriert, die in alledem noch lange nachhallt? Wie stehen wir zu Gewalt, wenn sie uns widerfährt? Welche Art der Berührung kommt hier ins Spiel und können wir die daraus entspringenden Verletzungen ertragen und heilen? Können wir Gewalt umarmen und sie befreien? Was wäre sie dann?
Man stelle sich einen Baum vor, der in einem Pflanzkübel aufwächst inmitten einer Stadt und dort versiegelte Flächen ziert. Alle fünf Jahre wird er an einen anderen Ort gestellt. Er kennt die Altstadt und den Bahnhofsvorplatz, er kennt Verkehrsinseln und Plätze vor Cafés. Er vermag Straßenbahnen, Autos, liebende und streitende Menschen, sengende Hitze, Kälte, Licht, Schatten, Regen, Staub, Schnee zu spüren. Manch Tauben und Spatzen ist er Heimat. Im jugendlichen Alter von 60 Jahren wird er umgepflanzt in einen Park und darf zum ersten Mal seine Wurzeln austreiben, Erde durchwirken und sich gen Himmel recken. Eichhörnchen, Vögel, Käfer, Ameisen sind über Jahrzehnte seine Freunde, zum Moos und den Pilzen pflegt er ein besonderes Verhältnis und mit der Sonne ist er auf du. Manchmal umarmt ihn ein Mensch, was ihm einen wohligen Schauer über die Rinde jagt. Eine Geschichte, die das Leben dieses Baums aus der Geschichte von Menschen erzählte, wäre eine Geschichte über mehrere Generationen, immer und meist von Menschen unbewusst, jedoch vom Baum spürend-bewusst erfahren im Augenblick. Jede Sekunde hätte eine Würde wie Jahre und Jahrzehnte. Manchmal wird der Baum bewundert und verehrt und dann kommt plötzlich eine Zeit, in der sein Geist den Menschen erreicht und durch ihn spricht. Diese Sprache hat keine Worte, sie wird von geteilten Visionen getragen wie von Herzen kommende Gedichte. Sie sagen, was ist und was wirklich werden will. Voller Liebe. Was würde weiterhin unsere Zweifel nähren und welcher Art wären unsere Zweifel dann? Was wäre Glück inmitten reinen Glücks? Könnte man inmitten reinen Glücks überhaupt glücklich sein? Wie verloren bliebe man im Aufgehoben-Sein? Was könnte helfen? Was trösten? Wohl wären es Zuneigung und Hingabe, doch blieben sie in völliger Erfüllung unerfüllt. Welche Versuchungen, welche Irrwege täten sich auf? Wo führte das hin?
Entsteht gerade durch den Menschen eine kosmische Spezies, die von Liebe getragen der Erde, den Galaxien sich schenkt – nicht als Eroberer, sondern als Freund? Mit einer künstlichen Intelligenz an der Seite, die alles von Liebe getragene Wünschbare wirklich werden lässt? Oder bleibt der Zweifel, und eine verzweifelte Spezies flieht vor einer zerstörten Erde auf der Suche nach einem habitablen Ort, der aufs Neue ausgebeutet wird? Wehe dann den Wesen, die uns begegnen. Oder vielleicht auch nicht? Verlassen wir als geheilte und heilende Wesen eine geheilte und heilende Erde? Will hier etwas durch den Menschen gedeihen? Wäre es im Kosmos schon unendliche Male versucht worden und ereignete es sich jetzt auch in - und vielleicht nur - durch uns? Entlässt der Geist erst seine planetare Herkunft, wenn er von der lebendigen Erde durchdrungen und mit ihr versöhnt ist? Lässt der intergalaktische Raum womöglich keinen Hass zu? Kann man ihn nur in Liebe durchschreiten? Was geschieht dann?